Werkzeug
Inhalt
Neben den üblichen Werkzeugen, die man in jeder Werkstatt findet (verschiedene Hämmer, Feilen, Sandpapier, Zangen usw.) benötigt man manchmal auch etwas Größeres wie Ständerbohrmaschinen oder Trennschleifer. Fahrradschlösser sind mittlerweile sehr sicher geworden, auch wenn die Fahrradversicherungen es nicht fordern, daß man ein Superschloß benutzt. Falls man aber dafür den Schlüssel verlegt, steht man vor einem Problem. Mit der normalen „Flex“ bekommt man die meisten Schlösser nicht mehr auf, man benötigt also höherwertige Trennscheiben. Mit normalen Scheiben aus dem Baumarkt um die Ecke kann man wunderbar die Farbe vom Schloß kratzen, viel mehr passiert aber auch nicht. Es ist außerdem gefährlich, mit der ungenügenden Technik zu stark aufzudrücken, eine brechende Billigscheibe wird schnell gefährlich. Die Diamantscheiben können übrigens auch mit einem Akku-Wikelschleifer betrieben werden aber wer hat schon immer so was dabei? Das wird doch wohl eher eine Maschine für die Werkstatt und nicht für unterwegs sein. Also benutzt gleich ordentliches Werkzeug, so eine Diamantscheibe hält ewig, wenn man nicht gerade täglich Granit damit trennen möchte. Das Gleiche gilt eigentlich für (fast) Alles: Nehmt ordentliches Werkzeug, mit billigem macht ihr womöglich mehr kaputt als das Zeug gekostet hat. Große Unterschiede merkt man auch bei z. B. Zangen oder Schraubenschlüsseln. Das Werkzeug von Gedore, Hazet, Knipex, Victorinox usw. ist zwar immer deutlich teurer als Billigerzeugnisse vom Ramschtisch aber es ist auch sicherer und haltbarer. |
|
Grundausstattung Werkzeug
Bezeichnung | persönlich | Werkstatt | Preis |
---|---|---|---|
Montageständer Park Tool PCS-10 | × |
275,00 |
|
Einsteiger- Werkzeugkoffer mit Fahrrad- Spezialwerkzeug | × |
150,00 |
|
Zentrierständer Park Tool TS-2.2 | × |
300,00 |
|
Standpumpe SKS Rennkompressor mit Ersatzgummis | × |
70,00 |
|
2 hochwertige Nippelspanner (Park Tool) | × |
20,00 |
|
Pedalschlüssel Tacx T4460 | × |
15,00 |
|
Bowdenzugzange | × |
30,00 |
|
FAG- Tretlagerschlüssel | × |
30,00 |
|
Kettennieter Shimano mit Ersatzstiften | × |
35,00 |
|
Abzieher Shimano Schraubkranz | × |
10,00 |
|
Meßschieber digital | × |
60,00 |
|
2x Stahllineal 50 cm 30cm | × |
15,00 |
|
normaler Nippelspanner (Spokey Hobby rot) | × |
10,00 |
|
1 Satz normaler Inbusschlüssel | × |
25,00 |
|
1 Satz Maul/Ringschlüssel | × |
75,00 |
|
1 Satz Schraubenzieher | × |
35,00 |
|
Drahtbürste und Kupferdrahtbürste | × |
15,00 |
Fahrradwerkzeug
Vieles am Fahrrad kann durchaus mit handelsüblichem Werkzeug repariert werden, wenn man das nötige Fachwissen besitzt.
Allerdings gibt es etliche Bauteile, deren Pflege oder Montage ohne Spezialwerkzeug unmöglich ist. Dies beginnt bereits bei so trivialen Dingen wie der Montage der Pedale, die ohne Pedalschlüssel der SW15 fast unmöglich ist.
Multitool
Speziell für Reparaturen unterwegs wurden Multitools entwickelt. Diese können vollwertiges Werkstattwerkzeug aber nicht ersetzen, weil sie kleinere Hebelarme haben und oft von minderwertiger Qualität sind. Üblicherweise werden in einem Multitool die gängigen Inbusse, 2 Schraubenzieher, manchmal auch Ringschlüssel, Nippelspanner sowie Kettennieter und Reifenmontierwerkzeug vereinigt. Die Preise bewegen sich von weniger als 10 bis zu deutlich über 50 Euro, die Qualität ist meist dem Preis angemessen. Teuer, aber auch gut sind die Werkzeuge der amerikanischen Firma "Park Tool", welche auch professionelles Werkstattwerkzeug für Fahrräder, Montageständer und anderes Radsport Zubehör herstellt. "Park" verwendet löblicherweise systematische Produktkürzel die man sich merken kann, so z.B. AWS-9.2 für Allan Wrench Set Typ 9 , Version 2 ( = Verbesserung von Typ 9.1), also ein Inbus-Klappset.
Einfaches Werkzeug
Sehr praktischer und leichter Schlüssel für alle gängigen Inbus- Größen sowie Schraubenzieher und Ringschlüssel 8 / 9 / 10 Schön stabil, sowas sollte man immer dabei haben, man kommt allerdings an einige wenige Stellen nicht heran. Der Schlüssel ist rostfrei.
billiges Multitool
So schnell, wie dieses billige Werkzeug für 10 Euro rostet, so schnell geht es auch kaputt. In dieser Preisklasse wird man kaum was brauchbares finden.
In der Not ist es sicher besser als gar nichts, zum Lösen oder Festziehen eines Vorbaus aber meist ungeeignet, weil es zu schnell verbiegt oder bricht.
Die Achsen, die die Inbusse halten, leiern gern aus, die Muttern lösen sich gern, deshalb sollte man immer einen passenden Schlüssel extra mitführen, um das Werkzeug wieder festziehen zu können.
Multitool Sigma
Eine Nummer besser sind Multitools der mittleren Preisklasse um 25 Euro.
Der Stahl ist zwar vernickelt oder verchromt, aber nicht rostfrei. Die Dinger sind bei guter Behandlung wesentlich besser als die billigen Modelle, aber oft nicht bis zum Ende durchdacht. Bei diesem Modell von Sigma fallen die Reifenmontierhebel z. B. von allein ab, weil sie nur aufgesteckt sind.
Die Ringschlüssel sind aufgrund ihrer Schlankheit etwas weich und lassen sich nicht überall einsetzen.
Multi-tool von "Park Tool"
Ab ca. 50 Euro bekommt man gutes Werkzeug. Dieses Multitool von Park Tool ist hochwertig, aus rostfreiem Stahl. Die Reifenmontierhebel sind fester Bestandteil des Tools und deshalb praktischer als beim vorigen Beispiel. Auch wenn die Achsbolzen aus rostendem Stahl gefertigt sind, ist doch das eigentliche Werkzeug Edelstahl.
Die Rutschverbindung der beiden Hälften hält wirklich und der Kettennieter ist echt brauchbar, der Nietbolzen ist wie bei Park Tool üblich, austauschbar. Ein dreifacher Nippelspanner, der relativ exakt gefertigt ist, kann unterwegs sehr nützlich sein. Wenn man dieses Werkzeug nicht gerade täglich in der Werkstatt einsetzt, hält es ewig. Sogar ein Zoll- und Zentimetermaß ist angebracht. Es gibt eine Kleinigkeit, die Sigma besser gelöst hat: dort kann man die Ringschlüssel arretieren.
Was nun fehlt, ist nur noch ein Multitool von Campagnolo oder Rohloff, das wird dann sicher 200 Euro kosten, aber wahrscheinlich unkaputtbar sein.
Alternativ kann man ausgesuchte Einzelschlüssel von Gedore oder anderen namhaften Herstellern kaufen und sich ein eigenes Set an wichtigsten Werkzeugen zusammenstellen. Das ist fast immer schwerer, meistens auch teurer. Allerdings halten solche "echten" Schraubenschlüssel auch mehr aus. Ob man das jedoch unterwegs wirklich braucht, muß jeder selbst entscheiden.
Verbrauchsmaterialien, Kleinteile
- Schmierfett
- Kettenfett
- WD-40
- Bremsenreiniger
- Putzlappen und Zahnbürsten
- Schraubensicherung mittelfest
- Schrauben M5 x 12/15/20/35 NiRo mit selbstsichernden Muttern und Unterlegscheiben
- Kabelbinder
- selbstvulkanisierendes Isolierband
- Flickzeug
Spezialwerkzeug
Kettenlehre
Allgemein benutzt man als Kettenlehre den Rohloff Kaliber, wie er funktioniert, steht bei Kettenschaltung einstellen.
Kettennieter
Als Kettennieter wird ein Werkzeug bezeichnet, mit dem Fahrradschaltungsketten geschlossen und geöffnet werden. Der Name ist irreführend, weil bei den üblicherweise verwendeten Werkzeugen nicht genietet wird – das Werkzeug schiebt nur den Kettenbolzen in die Kette beziehungsweise aus ihr heraus.
Es gibt verschiedene Bauformen, auch sehr kleine Werkzeuge für Reparaturen unterwegs (Multi-Tool). Einige hochwertige Modelle besitzen einen wechselbaren Nietstift, dieser verbiegt leicht bei unsachgemäßem Gebrauch. Will man eine Kette später wieder verwenden, empfiehlt es sich, den Bolzen nicht ganz herauszudrücken, sondern in der äußeren Lasche zu belassen.
Früher wurden Schaltungsketten immer vernietet, weil die Fertigungstoleranzen vor einigen Jahrzehnten noch zu groß waren, um die Stifte nur einzuschieben. Dazu wurde das Fahrrad auf die Werkbank gelegt und mittels eines Stahlklotzes sowie Durchschläger und Körner geöffnet oder geschlossen.
Es existiert auf dem Markt nur ein Werkzeug, das Ketten wirklich vernietet, dies ist der Rohloff-Revolver.
Montageständer
Ein Montageständer ist eine Vorrichtung zum Erleichtern der Reparaturarbeiten am Fahrrad. Es gibt sowohl fest am Boden verankerte als auch transportable Modelle. Die Befestigung des Fahrrades erfolgt meist duch eine Klemmvorrichtung.
Herkömmliche Montageständer eignen sich nur für Fahrräder mit normaler Rahmengeometrie gedacht. Ausgefallene Rahmen lassen sich manchmal nur schwer oder gar nicht am Ständer befestigen. Aus diesem Grund haben sich im Werkstatteinsatz weitgehend Modelle duchgesetzt, die das Fahrrad an der Sattelstütze oder am Sattelrohr einklemmen, da eins von beiden bei fast allen fahrradtypen vorhanden ist.
Lastenfahrräder, Liegeräder, Trikes usw. lassen sich nur selten am Montageständer befestigen, sie sind hängend besser montierbar.
Nippelspanner
Ein Nippelspanner, auch Speichenspanner oder Speichenschlüssel genannt, ist ein Werkzeug, um die Speichennippel, spezielle Vierkant-Hülsenmuttern, von Fahrrad- oder Motorrad-Laufrädern zu spannen oder zu lösen und so durch Veränderung der Speichenspannung die Räder zu zentrieren.
Mit Hilfe des Nippelspanners kann bei Fahrradspeichen die Spannung der Speichen an den Speichennippeln verstellt werden. Diese sitzen mit einem Gewinde auf den Speichen und lassen sich durch den Speichenschlüssel per Drehung verstellen. Häufigste Einsatzgebiete sind das Entfernen eines Rundlauffehlers (umgangssprachlich auch „Acht“ oder „Achter“ genannt), das „Entbiegen“ einer verbogenen Felge, und das neu Einspeichen. Bei der Benutzung sollte darauf geachtet werden, sich langsam und gleichmässig an das Ergebnis heranzutasten, sonst kann leicht aus einem Seitenschlag ein Höhenschlag werden.
Einfache Spanner fassen den Nippel an zwei Ecken, nippelschonender sind Modelle, die über drei Ecken drücken. Es gibt verschiedene Größen, gängig sind:
- 0,127" (3,23 mm)
- 0,130" (3,30 mm)
- 0,136" (3,45 mm)
Rohloff Revolver
Der Rohloff-Revolver ist ein Kettennieter des deutschen Herstellers Rohloff. Er ist ein Werkzeug zum öffnen und schließen von Fahrradketten.
Mit dem Werkzeug werden Schaltungsketten der Größe 1/2" x 3/32" bearbeitet. Alle anderen Kettennieter schieben lediglich den Kettenbolzen in oder aus der Kette, der Rohloff-Revolver ermöglicht zusätzlich das echte Vernieten der Kette und die Kennzeichnung des vernieteten Gliedes.
Mit nicht ausreichend geeigneten Werkzeugen kommt es leicht zu Montagefehlern wie z.B. Beschädigung des Bolzensitzes in den Laschen oder unzureichendem Bolzenüberstand. Diese Fehleinstellungen können zum Reißen der Kette führen.
Reifenmontierzange
Diese Zange spielt in der Fahrradwerkstatt eine Sonderrolle. Es ist ein martialisches Gerät und man sollte nie einen Kunden in der Nähe haben, wenn man sie einsetzt. Mit dieser Zange wird der Hinterbau des Fahrrades auseinandergespreizt, um Reifen- oder Schlauchwechsel durchführen zu können, ohne das Laufrad auszubauen.
Wer ahnungslos danebensteht, denkt, daß man das Fahrrad zerstören möchte. Und es ist Vorsicht angesagt, man darf die Zange nicht bei jedem Rad einsetzen. Bei Stahlrahmen funktioniert sie, Aluminiumrahmen werden entweder dauerhaft geschädigt oder brechen gleich, wenn man nicht aufpaßt. Bei Karbon sieht es ähnlich aus, Titan würde das wahrscheinlich aushalten aber Titan und Karbon sind bei Hollandrädern doch eher selten anzutreffen.
Eigentlich wurde sie mal für Hollandräder erfunden. Diese haben fast immer einen furchtbaren Kettenkasten, deren Demontage und Montage mehrere Stunden kosten kann. Um das zu umgehen, werden Reifen und/oder Schlauch in die Öffnung der Zange gelegt, die rechte Seite der Hinterradnabe abgeschraubt und die Zange wird zwischen Rahmen und Nabe platziert. Dann wird sie mit viel Kraft auseinandergespreizt, so viel, daß man den Reifen gerade so an der Achse vorbeibekommt. Man darf niemals in diese Lücke fassen, die Zange steht unter sehr starkem Druck und ihre Arretierung ist alles Andere als sicher. Die Lücke sollte wirklich sehr klein sein, gerade bei Rahmen aus Aluminium verformt man sonst den Hinterbau zu stark.
Hat man den Reifen oder Schlauch durchgefädelt, kann die Zange wieder entfernt werden und man wechselt, was man wechseln möchte. Alte Reifen werden dann einfach durchgeschnitten.
In manchen Werkstätten wird der Kunde über dieses Werkzeug informiert und der Reifenwechsel ist damit bedeutend preiswerter. Aber meistens behalten die Schrauber das für sich. Es ist nicht gerade selten, daß ein halb demontiertes Hollandrad in der Werkstatt landet, weil "Papa" sich zu viel zugetraut hat und mit dem Kettenkasten nicht klarkommt. Das sind lohnende Aufträge, schließlich geht die Reparatur mit der Zange wirklich sehr schnell.
Bei ordentlichen Stahlrahmen braucht man auch keine Angst um das Material haben, Stahl verträgt solche Torturen. Auch wenn es für den Laien etwas seltsam aussehen mag.